Ein wildes Frühjahr setzt sich fort

Die Kapitalmärkte erlebten im April 2025 eine Phase außergewöhnlicher Nervosität. Politische Risiken, geldpolitische Erwartungen und fundamentale Wirtschaftsdaten verdichteten sich zu einem hochvolatilen Umfeld. Im Zentrum der Marktreaktionen stand die Handelspolitik der USA unter Präsident Donald Trump. Neue Zollankündigungen gegenüber zentralen Handelspartnern – darunter die Europäische Union und China – führten zu abrupten Kursrückgängen. Der S&P 500 verzeichnete daraufhin den fünftstärksten Zwei-Tage-Rückgang seit dem Zweiten Weltkrieg, während der Volatilitätsindex VIX auf über 50 Punkte sprang – ein Niveau, das zuletzt während der globalen Finanzkrise und der Corona-Pandemie erreicht wurde. Auch der Anleihenmarkt geriet unter Druck: Die Rendite langlaufender US-Staatsanleihen überschritt zeitweise die Marke von fünf Prozent – ein ungewöhnlicher Vorgang angesichts ihrer Rolle als sicherer Hafen.

Trotz der Turbulenzen stabilisierten sich die Märkte gegen Monatsende, nachdem Trump eine 90-tägige Zollpause sowie punktuelle Ausnahmen verkündete. Auf Monatssicht fielen die Kursveränderungen daher weniger dramatisch aus als zwischenzeitlich befürchtet: Der S&P 500 verlor lediglich 0,7 Prozent, der Nasdaq Composite legte sogar leicht zu. In Europa und ausgewählten Schwellenländern zeigte sich ein gemischtes Bild. Auffällig war der Vorsprung des DAX gegenüber den US-Leitindizes seit Jahresbeginn sowie die Stärke südeuropäischer Börsen: Der italienische FTSE MIB stieg um über elf Prozent, auch Griechenland und Spanien lagen im Plus. In Lateinamerika überzeugte der brasilianische Bovespa, während China unter dem eskalierenden Handelskonflikt und schwächeren Wachstumserwartungen litt. Parallel dazu zeigte sich Gold erneut als stabilisierender Anlagebaustein: Seit Anfang April legte der Goldpreis in US-Dollar um gut acht, in Euro um knapp fünf Prozent zu.

Diese Marktentwicklungen vollzogen sich vor dem Hintergrund eines anhaltenden Inflationsdrucks, der sich regional und sektoral unterschiedlich ausprägte. In der Eurozone stagnierte die Inflationsrate im April bei 2,2 Prozent – leicht über dem EZB-Ziel von zwei Prozent. Haupttreiber war erneut der Dienstleistungssektor, dessen Preise im Jahresvergleich um 3,9 Prozent zulegten. Besonders verteuerten sich Freizeitaktivitäten sowie persönliche Dienstleistungen wie Friseur- und Restaurantbesuche. Dämpfend wirkten hingegen die Energiepreise, die im April um 3,5 Prozent fielen, nach einem Rückgang um ein Prozent im März. Industriegüter ohne Energie verzeichneten lediglich moderate Preissteigerungen von 0,6 Prozent. Die viel beachtete Kerninflation, die volatile Güter ausklammert, stieg von 2,4 auf 2,7 Prozent.

In Deutschland entspannte sich die Teuerung leicht: Mit 2,1 Prozent erreichte die Inflationsrate im April den niedrigsten Stand seit Oktober 2024. Verantwortlich war vor allem der Rückgang der Energiepreise um 5,4 Prozent im Vorjahresvergleich. Zwar blieben Lebensmittel mit einem Anstieg von 2,8 Prozent ein Preistreiber, doch sorgte die schwächere globale Nachfrage – mitverursacht durch Trumps Zollpolitik – für Entlastung bei Rohöl und Energie. Die deutsche Kerninflation stieg dennoch auf 2,9 Prozent. Diese Preisbewegungen verdeutlichen, dass die Inflationsdynamik zunehmend durch Dienstleistungen und strukturelle Faktoren bestimmt wird – weniger durch klassische Energie- oder Güterpreisschocks.

Vor diesem Hintergrund setzte die Europäische Zentralbank ihren Zinssenkungskurs im April vorsichtig fort: Der Leitzins wurde um weitere 25 Basispunkte reduziert – bereits die siebte Senkung in Folge. Der Einlagensatz liegt nun bei 2,25 Prozent, nachdem er im Juni 2024 noch bei vier Prozent stand. Die nächste geldpolitische Entscheidung wird Anfang Juni erwartet. Ökonomen halten eine weitere Zinssenkung für wahrscheinlich, wenn auch mit zunehmender Vorsicht – insbesondere angesichts des weiterhin starken Preisanstiegs im Dienstleistungssektor, der mittelfristig das Inflationsziel gefährden könnte. Die EZB befindet sich damit in einem Spannungsfeld zwischen wachstumsunterstützender Politik und dem Ziel der Preisstabilität.

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Für die Kapitalmärkte sind Zinssenkungen grundsätzlich positiv: Sie senken die Finanzierungskosten für Unternehmen und machen Anleihen relativ unattraktiver – was Aktien tendenziell begünstigt. Für Sparer hingegen bedeutet das sinkende Realzinsen: Viele Einlageprodukte bieten bereits heute keine inflationssichere Verzinsung mehr.

Parallel bleibt die konjunkturelle Lage angespannt. In Deutschland konnte eine technische Rezession im ersten Quartal 2025 knapp vermieden werden: Das Bruttoinlandsprodukt wuchs um 0,2 Prozent zum Vorquartal, nachdem es Ende 2024 um 0,2 Prozent geschrumpft war. Treiber waren der private Konsum und ein moderater Investitionsanstieg. Auf Jahressicht sank das BIP jedoch um 0,2 Prozent. Die Bundesregierung erwartet für das Gesamtjahr lediglich eine Stagnation – das dritte Jahr in Folge ohne Wachstum, ein historisch seltener Zustand. Auch der Internationale Währungsfonds prognostiziert für 2025 kein Wachstum, sieht aber 2026 Potenzial für eine Erholung auf 0,9 Prozent, gestützt durch reale Lohnzuwächse und fiskalische Impulse, etwa durch Lockerungen der Schuldenbremse.

Besonders belastend wirkt sich die aggressive US-Zollpolitik auf die exportorientierte deutsche Wirtschaft aus. Die USA sind Deutschlands wichtigster Handelspartner, 2024 wurden Waren im Wert von über 160 Milliarden Euro dorthin exportiert. Besonders betroffen sind Maschinenbau, Automobilindustrie und Medizintechnik. Der Handelskonflikt beeinträchtigt nicht nur die Handelsvolumina, sondern führt auch zu Planungsunsicherheit bei Investitionen. Zwar hat die neue Bundesregierung wirtschaftspolitische Reformen angekündigt – darunter Steuererleichterungen, Bürokratieabbau sowie Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur –, doch werden sich die positiven Effekte erst mittelfristig entfalten.

Auch in den USA hat die wirtschaftliche Dynamik nachgelassen. Das BIP schrumpfte im ersten Quartal 2025 um 0,3 Prozent – überraschend nach einem Anstieg von 2,4 Prozent im Vorquartal. Analysten führen den Rückgang auf vorgezogene Importe und Investitionszurückhaltung infolge wachsender wirtschaftspolitischer Unsicherheiten zurück. Präsident Trump, der ein „goldenes wirtschaftliches Zeitalter“ ausgerufen hat, weist jede Verantwortung zurück und spricht von einer bevorstehenden Erholung. Der IWF hingegen hat seine Wachstumsprognose für die USA deutlich gesenkt: Für 2025 wird nur noch ein Plus von 1,8 Prozent erwartet – fast ein Prozentpunkt weniger als noch im Januar. Besonders belasten der Handelsstreit mit China – gegen das Trump Zölle von bis zu 145 Prozent verhängt hat – und die Unsicherheit über weitere wirtschaftspolitische Maßnahmen.

Die wirtschaftspolitische Gesamtlage bleibt außergewöhnlich komplex. Die Märkte bewegen sich in einem Spannungsfeld aus rückläufiger Inflation, politischen Risiken, schwankenden Wachstumserwartungen und einer zunehmend selektiven Kapitalallokation. Wer diese Entwicklungen differenziert analysiert, erkennt nicht nur Risiken, sondern auch Chancen: in regional differenzierten Märkten, antizyklischen Investments, neu ausgerichteten Volkswirtschaften und geldpolitischen Weichenstellungen, die das Anlageumfeld in den kommenden Monaten entscheidend beeinflussen dürften.

Für langfristig orientierte Anleger eröffnen sich trotz aller Unsicherheiten selektive Einstiegsmöglichkeiten. Die hohe Volatilität reflektiert oft kurzfristige politische oder psychologische Einflüsse – nicht zwingend fundamentale Unternehmensrisiken. In Phasen geldpolitischer Lockerung, wie sie derzeit von der EZB betrieben wird, können sich mittelfristig attraktive Bewertungsniveaus ergeben – insbesondere bei strukturell soliden Unternehmen mit robustem Geschäftsmodell. Zugleich mahnt die geopolitische Lage zu einer breit aufgestellten Diversifikation über Regionen, Branchen und Anlageklassen hinweg. Wer strategisch denkt, bleibt investiert – und nutzt Volatilität als Chance zur aktiven Portfoliosteuerung. Als Ihr erfahrener Partner im Vermögensmanagement begleiten wir Sie dabei zuverlässig und vorausschauend.

ARGENTUM Fonds

Unsere Dachfonds ARGENTUM Stabilitäts-Portfolio (WKN: A1C699 / ISIN: DE000A1C6992), ARGENTUM Performance Navigator (WKN: A0MY0T / ISIN: DE000A0MY0T1) und ARGENTUM Dynamic Future (WKN: A2P1XJ / ISIN: DE000A2P1XJ6) konnten sich den herausfordernden Marktbedingungen zuletzt nicht entziehen und verzeichneten im Zuge der jüngsten Korrekturen weitere Wertverluste. Zwar zeigten die Märkte in den vergangenen Tagen wieder Erholungstendenzen, doch bleibt eine nachhaltige Stabilisierung derzeit schwer prognostizierbar. Die politische Unsicherheit erschwert belastbare Bewertungen und sorgt weiterhin für Zurückhaltung bei vielen Marktteilnehmern.

Zwar erkennen wir erste Anzeichen eines neuen Bullenmarktes, jedoch in einem hochvolatilen Umfeld, das auch künftig von Rücksetzern geprägt sein dürfte. Die Erholung wird eher einem Marathon gleichen als einem Sprint. In dieser fordernden Marktphase bleiben Schnelligkeit und Entscheidungsfreude entscheidende Erfolgsfaktoren – Werte, für die wir bei ARGENTUM stehen. Unser Fokus bleibt klar: Vermögensschutz mit gleichzeitiger Wahrung langfristiger Renditechancen. Dieser Grundsatz prägt all unsere Aktivitäten in Ihrem Sinne.

Gerade in turbulenten Zeiten eröffnen sich auch attraktive Einstiegsgelegenheiten. Kursrückgänge sind für uns kein Rückzugsgrund, sondern oft Ausdruck kurzfristiger Emotionen und externer Schocks – nicht aber eines sinkenden Unternehmenswerts. Langfristig orientierte Investoren können solche Phasen gezielt nutzen. Denn was an den Märkten passiert, spiegelt nicht immer die reale Stärke eines Unternehmens wider. Solide Geschäftsmodelle mit stabiler Bilanz und hoher Innovationskraft verlieren nicht automatisch an Wert, nur weil sie temporär unter Druck geraten.

Unsere Fondsmanager nutzen diese Marktverzerrungen antizyklisch – und investieren dann, wenn andere zögern. Für Anleger bedeutet das: Wer regelmäßig investiert – etwa per Sparplan oder gestaffeltem Einstieg – profitiert vom sogenannten Cost-Average-Effekt. In Phasen sinkender Kurse werden mehr Fondsanteile erworben; steigt der Markt später, wirkt dieser Effekt zusätzlich wertsteigernd. Besonders bei breit gestreuten Aktienfonds mit Qualitätsfokus kann dies langfristig die Wertentwicklung signifikant stärken.

Historisch betrachtet waren Marktrückgänge häufig die besten Einstiegszeitpunkte für langfristige Anleger. Die Börse reagiert zwar kurzfristig oft über – nach oben wie nach unten – folgt aber langfristig der realwirtschaftlichen Entwicklung. Wer Emotionen ausblendet und auf Substanz setzt, wird belohnt. Das eigentliche Risiko liegt nicht im Rückgang, sondern im Verpassen der Erholung.

Professionell gemanagte, breit diversifizierte Fonds helfen dabei, investiert zu bleiben – auch in unruhigen Zeiten – und das langfristige Ziel im Blick zu behalten: nachhaltiger Vermögensaufbau mit Substanz.

Unser Ausblick

In den vergangenen Wochen rückten neben Leitzinsentscheidungen und Inflationszahlen eine Reihe von Entwicklungen in den Fokus, die das Potenzial haben, die globalen Kapitalmärkte mittel- bis langfristig zu prägen. Ein Beispiel dafür ist die Preisentwicklung von Kobalt – einem zentralen Rohstoff für Batterien in Elektrofahrzeugen und anderen Hochtechnologien. Mit einem Preisanstieg von 38 Prozent seit Jahresbeginn signalisiert der Markt nicht nur eine ausgeprägte Rohstoffrally, sondern auch zunehmende geopolitische Spannungen und Engpässe in den Lieferketten. Treiber sind unter anderem steigende Investitionen in die Elektromobilität sowie wachsende Unsicherheiten über die politische Stabilität bedeutender Förderländer wie der Demokratischen Republik Kongo.

Auch der anhaltende Handelskonflikt zwischen den USA und China bleibt eine strukturelle Belastung mit kurzfristigen Ausschlägen. Zwar wurde der Ton zuletzt rauer, doch deuten aktuelle Signale aus Peking auf eine mögliche Gesprächsbereitschaft hin. Ob es sich um eine echte diplomatische Wende oder ein taktisches Signal im Vorfeld der US-Wahl handelt, ist offen – klar ist jedoch: Eine Deeskalation hätte das Potenzial, globale Lieferketten zu stabilisieren und Unternehmensgewinne zu stützen. Anleger werten dies als vorsichtigen Hoffnungsschimmer für mehr Berechenbarkeit im Welthandel.

Vor dem Hintergrund möglicher Handelsstörungen haben viele US-Einzelhändler bereits reagiert: Über Monate hinweg wurden die Lager massiv aufgefüllt – eine Lehre aus pandemiebedingten Engpässen. Doch die Strategie birgt Risiken: Sollte sich der Konsum abschwächen, drohen Überbestände, Preisnachlässe und Margendruck. Insofern gelten die Lagerbestände als frühes Warnsignal für die US-Konjunktur, zumal viele Handelsketten auf hohe Fremdfinanzierung angewiesen sind. Ob sich die Vorsorgemaßnahmen auszahlen, hängt entscheidend vom Kaufverhalten der Verbraucher ab.

Auch große Technologieunternehmen ziehen Konsequenzen aus geopolitischen Risiken. So plant Apple, künftig alle für den US-Markt bestimmten iPhones in Indien statt China zu fertigen – mit konkretem Produktionsbeginn bereits in diesem Quartal. Indien könnte sich dadurch zu einem neuen Fertigungsknoten für westliche Konzerne entwickeln, die ihre Abhängigkeit von China strategisch reduzieren möchten. Für Anleger ist das ein deutliches Signal für den Wandel globaler Lieferketten – mit weitreichenden Folgen für Standortwahl, Lohnstrukturen und geopolitische Allianzen.

Gleichzeitig mehren sich in den USA Hinweise auf eine konjunkturelle Abschwächung. Das reale Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im ersten Quartal um 0,3 Prozent, was vor allem auf außergewöhnlich hohe Vorziehimporte zurückgeführt wird – ein Reflex auf potenzielle Zollerhöhungen. Ökonomen sprechen zwar von temporären Verzerrungen, warnen aber vor Folgeeffekten, sollte sich die Schwäche bei Konsum oder Industrieproduktion verfestigen.

Gerade solche „Nebenthemen“ sind für Vermögensmanager oft entscheidend: Rohstoffpreise wie der von Kobalt wirken als Frühindikatoren für technologische Trends und geopolitische Risiken. Handelskonflikte oder Produktionsverlagerungen markieren strukturelle Brüche, die gesamte Wertschöpfungsketten umgestalten. Selbst Lagerstrategien oder statistische Ausreißer im BIP liefern wichtige Hinweise auf die Belastbarkeit von Konsum und Konjunktur.

Wer als Anleger über die klassischen Kennzahlen hinausblickt, erkennt frühzeitig neue Risiken – und Chancen. In einem komplexen Marktumfeld ist differenziertes Beobachten gefragt. Kapitalmarktanalyse heißt heute mehr denn je: verstehen, was zwischen den Zeilen passiert.

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