Der neue Status quo des Welthandels?

Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal 2025 preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,2 Prozent gewachsen. Auch wenn dieser Zuwachs auf den ersten Blick moderat wirkt, offenbaren sich bei näherer Betrachtung positive Impulse: Der private Konsum, Investitionen in Ausrüstungen und ein robuster Außenhandel trugen wesentlich zum Wachstum bei. Letzterer profitierte mutmaßlich von Vorzieheffekten im internationalen Handel, da Exporteure angesichts geplanter US-Zölle Lieferungen beschleunigten, bevor neue Handelshemmnisse in Kraft treten. Zwar liegt die Wirtschaftsleistung weiterhin unter dem Vorkrisenniveau von 2019, jedoch zeigt sich die Binnennachfrage deutlich stabiler als im Vorjahr. Gleichzeitig trüben geopolitische Unsicherheiten und die unklare Zinsperspektive in Europa und den USA die Erwartungen an eine dynamische Erholung.

Das geopolitische und handelspolitische Umfeld bleibt angespannt. Neue Strafzoll-Ankündigungen der USA haben den Zollkonflikt mit China und anderen Handelspartnern erneut angefacht. Gegenseitige Vorwürfe und ein juristisches Ringen um die Rechtmäßigkeit der Maßnahmen – möglicherweise mit einer Entscheidung durch den US Supreme Court – sorgen für erhebliche Unsicherheit. In Europa wächst die Sorge vor einer neuen protektionistischen Ära.

Parallel dazu rücken Notenbanken und Inflationsentwicklung stärker in den Fokus. Die Inflationsraten in Deutschland und der Eurozone zeigen weiterhin eine rückläufige Tendenz. Der Verbraucherpreisindex liegt mit 2,1 Prozent nahe dem EZB-Zielwert, während einige Mitgliedsstaaten bereits deutlich niedrigere Werte verzeichnen. Dies stärkt die Erwartung einer weiteren Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank – ein potenzieller Impuls für die Kreditvergabe und insbesondere den Unternehmenssektor. In den USA sorgt hingegen eine Mischung aus robusten Arbeitsmarktdaten und Konsumzurückhaltung für Unsicherheit über den weiteren Kurs der Federal Reserve.

Am Rohstoffmarkt bewegt sich der Ölpreis zwischen geopolitisch getriebener Angebotsverknappung und wachsender Fördermenge. Die Entscheidung der OPEC+, die Förderquoten anzuheben, war weitgehend erwartet worden. Dennoch bleibt der Markt von strukturellen Unsicherheiten – etwa durch Sanktionen oder Exportrestriktionen – geprägt. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent liegt weiterhin unter den Höchstständen des Vorjahres, zeigt jedoch eine gewisse Stabilisierung.

Auch der Goldpreis hat erneut zugelegt und die Marke von 3.300 US-Dollar pro Unze überschritten. In einem Umfeld politischer Spannungen und unsicherer Zinsaussichten bleibt das Edelmetall ein gefragter Wertspeicher. Ergänzt wird diese Tendenz durch das zunehmende Interesse an digitalen Währungen, insbesondere Bitcoin, der sich erneut als spekulativer Gegenpol zu Gold ins Spiel bringt. Politische Unterstützung für Kryptowährungen in den USA sowie Investitionsstrategien großer Tech-Unternehmen verleihen dem Sektor zusätzliche Aufmerksamkeit.

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Insgesamt war der Mai von auffallender Risikobereitschaft an den Märkten geprägt. Die technische Verfassung der großen Indizes bleibt positiv, auch wenn die fundamentale Bewertung zunehmend herausfordernd erscheint. Der Juni startet mit einer vorsichtigen Konsolidierung – ein Zeichen dafür, dass Investoren die geopolitischen und makroökonomischen Risiken zunehmend in ihre Überlegungen einbeziehen.

Für die Vermögensverwaltung ergibt sich daraus ein differenziertes Bild: Qualitätstitel mit robustem Geschäftsmodell bleiben erste Wahl, während die Märkte kurzfristig anfälliger für Rückschläge erscheinen.

Bei den aktuellen Rahmenbedingungen ist mit einer erhöhten Schwankungsbreite in den kommenden Wochen und Monaten zu rechnen. Wir verfolgen die Entwicklungen eng und greifen, wenn nötig, zügig und entschlossen in das Fondsmanagement ein. Wie Sie es von uns gewohnt sind, arbeiten wir kontinuierlich daran, Ihr Vermögen sicher durch diese anspruchsvolle Phase zu navigieren – mit dem Ziel, Ihnen eine stabile und erfolgreiche Zukunft zu ermöglichen. Gemeinsam finden wir den richtigen Weg, Ihr Vermögen gemäß Ihren Vorstellungen anzulegen.

ARGENTUM Fonds

Unsere Dachfonds ARGENTUM Stabilitäts-Portfolio (WKN: A1C699 / ISIN: DE000A1C6992), ARGENTUM Performance Navigator (WKN: A0MY0T / ISIN: DE000A0MY0T1) und ARGENTUM Dynamic Future (WKN: A2P1XJ / ISIN: DE000A2P1XJ6) konnten einen Großteil der Rücksetzer – insbesondere infolge der Zollkrise – wieder aufholen und präsentierten sich im Mai in sehr guter Verfassung. Unser defensives ARGENTUM Stabilitäts-Portfolio legte um 1,77 Prozent zu, die ausgewogene Strategie ARGENTUM Performance Navigator um 9,85 Prozent und der eher offensiv ausgerichtete ARGENTUM Dynamic Future um 5,99 Prozent. Dies zeigt einmal mehr: Ein langer Atem in der Kapitalanlage zahlt sich aus – wer langfristig investiert bleibt, kann auch Schwächephasen ruhig und gelassen überstehen.

Das bedeutet konkret: Die Kapitalmärkte unterliegen Schwankungen – ausgelöst durch geopolitische Spannungen, Rezessionsängste, Inflationsdaten oder überraschende geldpolitische Maßnahmen. Für viele Anlegerinnen und Anleger sind solche Phasen Anlass zur Sorge – und nicht selten zum überstürzten Verkauf. Dabei zeigt die historische Entwicklung der großen Aktienmärkte in Deutschland, den USA und weltweit: Wer Geduld hat und einer klaren Strategie folgt, wird langfristig in der Regel belohnt. Investieren an den Aktienmärkten ist kein Glücksspiel, sondern eine rationale Anlageform mit systematischen Chancen.

Die Daten sprechen eine eindeutige Sprache: Seit dem Jahr 1926 lag die durchschnittliche Jahresrendite des US-amerikanischen S&P 500 bei rund zehn Prozent – und das trotz Weltwirtschaftskrise, Zweitem Weltkrieg, Ölpreisschock, Dotcom-Blase, Finanzkrise, Pandemie und geopolitischer Spannungen. Wer beispielsweise zwischen 1970 und 2023 durchgehend im S&P 500 investiert war, konnte selbst in den schwächsten Zehn-Jahres-Phasen mit durchschnittlichen jährlichen Renditen von etwa sechs bis acht Prozent rechnen. Noch deutlicher wird der Effekt des langen Atems bei Betrachtung von Zeiträumen über 15 Jahre: In solchen Perioden war es praktisch ausgeschlossen, Verluste zu erleiden – vorausgesetzt, man blieb investiert und wich auch in schwierigen Phasen nicht von der gewählten Strategie ab.

Auch der deutsche Aktienmarkt erzählt eine vergleichbare Geschichte. Der DAX, der 1988 eingeführt wurde, erzielte seither eine durchschnittliche jährliche Rendite von über acht Prozent – inklusive Dividenden. Selbst nach markanten Rücksetzern wie dem Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende oder der Finanzkrise 2008 konnten sich langfristige Investoren auf eine solide Erholung verlassen. Wer regelmäßig investiert oder Schwächephasen sogar gezielt zum Nachkaufen nutzt, steigert seine langfristige Rendite zusätzlich – der sogenannte Cost-Average-Effekt sorgt dafür, dass in fallenden Märkten mehr Anteile für denselben Betrag erworben werden.

Wissenschaftliche Studien untermauern diese Beobachtungen. Untersuchungen von Vanguard, J.P. Morgan Asset Management und der Deutschen Bundesbank zeigen übereinstimmend, dass die Haltedauer entscheidend ist. Während Einjahreszeiträume hohe Schwankungen aufweisen können, sinkt das Verlustrisiko mit zunehmender Anlagedauer signifikant. Bereits nach fünf Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit negativer Erträge meist unter 15 Prozent – nach zehn Jahren tendiert sie gegen null. Daraus ergibt sich eine klare Empfehlung: Wer für Altersvorsorge oder langfristigen Vermögensaufbau investiert, sollte Aktien nicht als taktisches Instrument, sondern als strategische Säule betrachten.

Natürlich erfordert diese Erkenntnis Disziplin. Denn gerade in jenen Momenten, in denen die Märkte korrigieren, steigt die emotionale Hürde. Angst und Unsicherheit verleiten zum Ausstieg – obwohl gerade dann die größten Chancen entstehen. Erfolgreiche Investorinnen und Investoren begreifen Rückschläge nicht als Bedrohung, sondern als Teil des Marktzyklus. Die Börse belohnt nicht diejenigen, die versuchen die Zukunft vorhersagen, sondern jene, die auch in unruhigen Zeiten Vertrauen in den inneren Wert von Unternehmen und in die Innovationskraft ganzer Volkswirtschaften bewahren.

Unser Ausblick

Die Finanzmärkte bewegen sich bekanntlich in einem Spannungsfeld aus geopolitischen Entscheidungen, technologischen Umbrüchen und makroökonomischen Entwicklungen. Aktuelle wirtschaftliche und unternehmerische Entwicklungen haben erhebliche Auswirkungen auf Kapitalanleger und erfordern eine sorgfältige Analyse, um fundierte Anlageentscheidungen treffen zu können. Daher beobachten wir die vielfältigen politischen, technischen und ökonomischen Entwicklungen sehr genau und möchten Ihnen einige Themen vorstellen, die für uns derzeit besonders wichtig sind.

Mit dem Koalitionsvertrag „Verantwortung für Deutschland“ legt das neue Regierungsbündnis aus CDU, CSU und SPD die programmatische Grundlage für die Legislaturperiode. Die Leitlinien des Vertrags setzen auf gezielte öffentliche Investitionen in Verteidigung, kritische Infrastruktur und Digitalisierung. Damit verfolgt die Regierung das Ziel, das langfristige Wachstumspotenzial der deutschen Wirtschaft zu stärken und strategische Souveränität zurückzugewinnen. Anders als in früheren Legislaturperioden rücken Verteidigungsausgaben nicht mehr in die fiskalische Defensive, sondern werden als Voraussetzung für außen- wie innenpolitische Stabilität gewertet. Ergänzt wird der Ansatz durch geplante Beschleunigungen bei Planungs- und Genehmigungsverfahren. Die wirtschaftspolitische Botschaft ist eindeutig: Deutschland soll aus einer Phase der Stagnation heraus in eine Ära staatlich flankierter Modernisierung geführt werden – eine Strategie, die fiskalische Spielräume ebenso wie politischen Konsens erfordert.

SPD-Chef Lars Klingbeil kündigte zudem umfassende steuerpolitische Entlastungen für Unternehmen an, die insbesondere dem deutschen Mittelstand zugutekommen sollen. Ziel ist es, angesichts der geopolitischen Unsicherheit und der konjunkturellen Herausforderungen neue Investitionsanreize zu schaffen. Im Raum stehen neben verbesserten Abschreibungsmöglichkeiten auch eine Senkung der Körperschaftsteuer und eine Ausweitung der steuerlichen Forschungsförderung. Hintergrund ist der zunehmende Investitionswettbewerb mit den USA, wo der Inflation Reduction Act weiterhin hohe Subventionen für Zukunftstechnologien ermöglicht. Die Bundesregierung möchte durch eigene Impulse Kapital im Inland binden und den strukturellen Wandel in den Bereichen Energie, Mobilität und Digitalisierung beschleunigen. Der Erfolg dieser Maßnahmen dürfte nicht zuletzt davon abhängen, wie stark der Bürokratieabbau bei der Umsetzung tatsächlich gelingt.

Gleichzeitig markiert der kräftige Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im Februar 2025 auf 2.068 Verfahren – ein Zuwachs von 13 Prozent gegenüber dem Vormonat und von 15,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat – einen bedenklichen Höchststand, wie er zuletzt im Juli 2015 registriert wurde. Besonders betroffen sind kleinere und mittlere Unternehmen, die unter gestiegenen Energiekosten, höheren Finanzierungskosten und einer nach wie vor verhaltenen Konsumneigung leiden. Der Trend weist auf eine beginnende Marktbereinigung hin, bei der sich die wirtschaftliche Belastbarkeit einzelner Branchen neu sortiert. Während Dienstleister, insbesondere im stationären Einzelhandel und in der Gastronomie, überdurchschnittlich oft betroffen sind, zeigen exportorientierte Industrieunternehmen bislang größere Resilienz. Gleichwohl bleibt das Insolvenzgeschehen ein Frühindikator für strukturelle Anpassungen, die sich aus der wirtschaftlichen Zeitenwende ergeben.

Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, die Stahlzölle auf Importe in die Vereinigten Staaten von 25 Prozent auf 50 Prozent zu verdoppeln, stellt die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen erneut auf die Probe. Die Maßnahme, offiziell begründet mit dem Schutz der heimischen Industrie, weckt Erinnerungen an den Handelskonflikt vor der Pandemie. Die Europäische Union reagierte mit deutlicher Kritik und erwägt, Gegenzölle nicht nur auf industrielle Güter, sondern erstmals auch auf Dienstleistungen zu erheben. In Brüssel wächst die Sorge, dass die globale Handelsordnung weiter erodiert. Zugleich erklärte ein US-Bundesgericht Teile von Trumps Zollpolitik für rechtswidrig – eine juristische Auseinandersetzung, die das politische Klima weiter aufheizt. Für die globalen Lieferketten bedeutet die Rückkehr nationalistischer Handelspolitik eine erhebliche Planungsunsicherheit mit potenziellen Auswirkungen auf Preise, Lieferzeiten und Standortentscheidungen international tätiger Unternehmen.

Und noch etwas aus den USA: Die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch Moody’s auf Aa1 hat international Aufmerksamkeit erregt. Damit ist die letzte der drei großen Ratingagenturen von der Höchstbewertung Aaa abgerückt. Ausschlaggebend waren die historisch hohe Staatsverschuldung von rund 36,8 Billionen US-Dollar (etwa 123 Prozent des BIP), die explodierenden Zinskosten und die politische Lähmung im Kongress, die strukturelle Reformen verhindert. Besonders alarmierend: Die jährlichen Zinszahlungen der Vereinigten Staaten haben erstmals die Verteidigungsausgaben übertroffen – ein Befund, der auch psychologisch schwer wiegt. Die Folgen sind spürbar: Die Renditen für US-Staatsanleihen stiegen deutlich, was wiederum Kredite für Verbraucher und Unternehmen verteuert. Hypothekenzinsen liegen inzwischen über sieben Prozent, Kreditkarten- und Autokreditzinsen ziehen nach. An den Finanzmärkten führte die Entscheidung kurzfristig zu Rücksetzern, die jedoch bald wieder aufgeholt wurden – ein Hinweis darauf, dass Investoren zwar nervös, aber nicht panisch reagieren. Gleichwohl ist das Signal eindeutig: Die fiskalische Belastbarkeit der führenden Weltwirtschaft steht auf dem Prüfstand.

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