Technologiekorrektur und geopolitische Spannungen prägen die Märkte

Der August stand im Zeichen einer bemerkenswerten Divergenz zwischen Technologiewerten und traditionellen Branchen. Die Märkte bewegten sich damit in einem komplexen Spannungsfeld aus nachlassendem Gewinnwachstum bei Technologiekonzernen, anhaltenden Handelskonflikten und vorsichtigen Signalen der Zentralbanken für weitere Zinssenkungen. NVIDIA, der bisherige Darling der KI-Revolution, verdeutlichte die Herausforderungen eines verlangsamten Gewinnwachstums. Obwohl der Chiphersteller mit einem Umsatz von 46,74 Milliarden Dollar (+56 Prozent im Jahresvergleich) die Erwartungen leicht übertraf, fehlten die spektakulären Überraschungen früherer Quartale. Besonders belastend erwies sich das Ausbleiben von Verkäufen der H20-Chips an chinesische Kunden aufgrund ungelöster regulatorischer Bestimmungen. Die 15-prozentige Umsatzbeteiligung, die im Rahmen der neuen US-Handelspolitik vereinbart wurde, ist noch nicht in geltendes Recht überführt worden, sodass NVIDIA keine China-Erlöse verbuchen konnte. Diese Entwicklung unterstreicht die zunehmende Abhängigkeit des Unternehmens von geopolitischen Entscheidungen und verdeutlicht die strukturellen Risiken eines vermeintlich unaufhaltsamen Wachstumssektors.

Europäische Märkte: Politische Turbulenzen und strukturelle Herausforderungen

 

Frankreich erlebte im August eine dramatische Zuspitzung seiner politischen Instabilität. Premierminister François Bayrou setzte für den 8. September eine Vertrauensabstimmung an, um sein umstrittenes Sparprogramm im Wert von 44 Milliarden Euro durchzusetzen. Die Maßnahmen, die unter anderem die Streichung von zwei Feiertagen und einen Ausgabenstopp vorsehen, sollen das Haushaltsdefizit von derzeit 5,8 Prozent des BIP auf das EU-konforme Niveau reduzieren. Der politische Showdown belastete die französischen Märkte erheblich: Der CAC 40 verlor deutlich an Boden, während die Renditen französischer Staatsanleihen auf 80 Basispunkte über deutschen Bundesanleihen stiegen. Die Citigroup warnte vor einer weiteren Ausweitung der Spreads auf bis zu 125 Basispunkte, sollte Bayrou scheitern, was einen Rückgang französischer Aktien um weitere zehn Prozent zur Folge haben könnte.

Der deutsche DAX bewegte sich im August in einer Konsolidierungsphase unter seinem Juli-Rekordhoch von 24.641 Punkten. Am 29. August schloss der Index bei 23.902 Punkten (-0,57 Prozent am Tag) und verzeichnete damit einen Monatsverlust von 1,48 Prozent. Technische Analysten sehen bei einem Halten der Unterstützung um 23.990 Punkte Potenzial für einen Anstieg in Richtung 24.730 bis 24.890 Punkte. Die fünfte Verlustwoche in Folge Ende August spiegelt die Vorsicht der Anleger vor dem Wochenende angesichts der politischen Instabilität in Frankreich und der eskalierenden geopolitischen Spannungen wider.

Erfreulicher entwickelten sich die europäischen Energiemärkte nach einem turbulenten LNG-Sommer. Die Erdgasspeicher werden planmäßig wieder aufgefüllt, was die Versorgungssicherheit stärkt. Europa hat seine Abhängigkeit von russischem Pipeline-Gas weiter reduziert – seit dem Ende der Transitlieferungen durch die Ukraine am 1. Januar 2025 sind die russischen Pipeline-Gasimporte um 45 Prozent gegenüber dem Vorquartal gefallen. Die USA haben Russland inzwischen als zweitgrößten Gaslieferanten der EU hinter Norwegen abgelöst, was die strategische Neuausrichtung der europäischen Energieversorgung unterstreicht.

Asiatische Märkte unter Zoll-Druck

 

Die japanische Wirtschaft geriet unter doppelten Druck: Die Industrieproduktion fiel im Juli um 1,6 Prozent und übertraf damit deutlich die Markterwartungen von minus einem Prozent. Verantwortlich war hauptsächlich ein Rückgang der Automobilproduktion um 6,7 Prozent, der die Auswirkungen der US-Zölle widerspiegelt. Gleichzeitig verlangsamte sich die Kerninflation in Tokio von 2,9 Prozent im Juli auf 2,5 Prozent im August, was die Entscheidungsfindung der Bank of Japan für weitere Zinserhöhungen erschwert. Das Handelsabkommen mit den USA vom Juli, das die Zölle auf japanische Fahrzeuge auf 15 Prozent reduziert, muss noch durch eine entsprechende Verfügung von Präsident Trump in Kraft gesetzt werden.

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Indien erlebte den härtesten Schlag der neuen US-Handelspolitik. Die 50-prozentigen Zölle auf indische Waren, die am 27. August in Kraft traten, treffen das Land als einen der wichtigsten Handelspartner der USA mit einem jährlichen Handelsvolumen von 212 Milliarden Dollar. Besonders betroffen sind die Textil-, Schmuck-, Meeresfrüchte- und Teppichindustrie, die einen Exportrückgang von bis zu 70 Prozent befürchten müssen. Die Global Trade Research Initiative prognostiziert einen Rückgang der indischen Exporte in die USA von 86,5 Milliarden Dollar im Jahr 2025 auf etwa 50 Milliarden Dollar bis 2026. Premierminister Modi reagierte mit einem „massiven Steuergeschenk“ und rief zu verstärkter Selbständigkeit auf: „Wir sollten nach Selbständigkeit streben – nicht aus Verzweiflung, sondern aus Stolz.“

Geldpolitik zwischen Unabhängigkeit und politischem Druck

 

Federal-Reserve-Chef Jerome Powell nutzte sein letztes Jackson-Hole-Symposium als Notenbankchef, um eine deutliche Botschaft zu senden. Powell signalisierte eine mögliche Zinssenkung im September, betonte jedoch gleichzeitig die Bedeutung der Unabhängigkeit der Zentralbank angesichts der anhaltenden Angriffe von Präsident Trump. Trump hatte wiederholt Powells Rücktritt gefordert und versucht, Gouverneurin Lisa Cook zum Rücktritt zu bewegen. Internationale Zentralbanker äußerten auf dem Symposium ihre Besorgnis, dass ein Nachgeben der Fed gegenüber politischem Druck einen gefährlichen Präzedenzfall für die Unabhängigkeit von Notenbanken weltweit schaffen könnte.

Während die großen Industrieländer-Zentralbanken im Juli ihre Zinsen unverändert ließen, führten Schwellenländer ihren aggressiven Lockerungskurs fort. Insgesamt senkten 18 Schwellenländer-Zentralbanken ihre Leitzinsen um 625 Basispunkte, angeführt von der Türkei (-300 Basispunkte) und Russland (-200 Basispunkte). Weitere Länder wie Indonesien, Südafrika, Malaysia, Polen und Chile reduzierten ihre Zinsen um jeweils 25 Basispunkte. Diese divergierende Geldpolitik spiegelt die unterschiedlichen wirtschaftlichen Herausforderungen und Inflationsdynamiken in den jeweiligen Regionen wider.

ARGENTUM Fonds

Unsere Dachfonds ARGENTUM Stabilitäts-Portfolio (WKN: A1C699 / ISIN: DE000A1C6992), ARGENTUM Performance Navigator (WKN: A0MY0T / ISIN: DE000A0MY0T1) und ARGENTUM Dynamic Future (WKN: A2P1XJ / ISIN: DE000A2P1XJ6) entwickelten sich im vergangenen Monat unterschiedlich. Das defensive ARGENTUM Stabilitäts-Portfolio verzeichnete ein Minus von 0,47 Prozent, liegt auf Jahressicht jedoch leicht im Plus mit 0,41 Prozent. Die ausgewogene Strategie ARGENTUM Performance Navigator erzielte ein Monatsplus von 1,80 Prozent und erreichte damit eine beeindruckende Jahresperformance von 10,82 Prozent. Der offensiver ausgerichtete ARGENTUM Dynamic Future gab im Monat um 1,32 Prozent nach und weist auf Sicht von zwölf Monaten ein Minus von 3,45 Prozent auf.

In diesem Monat wollen wir uns mit der Frage befassen, warum konservative Anleger nicht auf Rendite verzichten müssen. Angesichts der anhaltenden geopolitischen Spannungen und der Volatilität an den Kapitalmärkten gewinnt eine strategisch ausgerichtete, defensive Anlagestrategie zunehmend an Bedeutung. Unser Ansatz basiert auf der Erkenntnis, dass konservative Anleger nicht auf Rendite verzichten müssen, wenn sie geschickt die renditestärksten Segmente defensiver Anlageklassen kombinieren. Diese Philosophie zahlt sich besonders in der aktuellen Marktphase aus, in der traditionelle Diversifikationsmodelle an ihre Grenzen stoßen.

In einem Umfeld, in dem die Renditen festverzinslicher Wertpapiere wieder auf attraktive Niveaus gestiegen sind, eröffnen sich für defensive Portfolios außergewöhnliche Chancen. Global High-Yield-Bonds bieten mit ihrer aktuellen Rendite von über sieben Prozent ein historisch attraktives Ertragspotenzial bei überschaubarer Volatilität. Besonders wertvoll ist dabei, dass High-Yield-Emittenten bereits mehrere Quartale in Folge Gewinnwachstum verzeichnen, während die Ausfallquoten auf niedrigem Niveau verharren. Schwellenländer-Anleihen haben sich als überzeugendes Beispiel für die Überlegenheit einer differenzierten Anlagestrategie erwiesen. Mit attraktiven Renditeniveaus und einem deutlichen Aufschlag gegenüber entwickelten Märkten bieten sie eine wertvolle Diversifikation. Entscheidend ist dabei, dass die fundamentalen Kennzahlen vieler Schwellenländer – von Verschuldungsquoten bis hin zu Leistungsbilanzen – günstiger ausfallen als die ihrer entwickelten Pendants.

Globale Wandelanleihen haben sich als besonders wertvolle Portfoliobausteine erwiesen und demonstrieren ihre einzigartige Fähigkeit, sowohl von steigenden Aktienmärkten zu profitieren als auch in Abschwungphasen Kapital zu schützen. Ihre geringe Zinssensitivität macht sie besonders wertvoll in einem Umfeld politisierter Geldpolitik und fiskalischer Unwägbarkeiten. Die Fähigkeit, Volatilität in Ertrag umzuwandeln, wird durch die erwartete Fortsetzung erhöhter Marktschwankungen noch verstärkt.

Im Bereich der Corporate Bonds verfolgen wir eine dezidiert defensive Positionierung mit Fokus auf sorgfältig ausgewählte Emittenten mit robusten Fundamentaldaten. Die aktuelle Situation erfordert einen aktiven Managementansatz, der selektiv auf qualitativ hochwertige Emissionen mit attraktiver Verzinsung setzt. Innerhalb der Aktienallokation setzen wir bewusst auf Value-Aktien mit defensiven Charakteristika. Diese haben nicht nur über längere Zeiträume eine Outperformance gegenüber Growth-Titeln erzielt, sondern bieten aktuell auch attraktive Bewertungsrabatte. Der Ansatz kombiniert die Stabilität etablierter, dividendenstarker Unternehmen mit dem Potenzial einer zyklischen Erholung.

Der Erfolg einer defensiven Strategie liegt nicht in der passiven Abbildung traditioneller Risikoverteilungen, sondern in der aktiven Selektion der renditestärksten Segmente risikoarmer Anlageklassen. Indem wir systematisch die attraktivsten Bereiche von High-Yield-Bonds, Staatsanleihen, Pfandbriefen, Nachranganleihen, Schwellenländer-Bonds, Corporate Bonds, Wandelanleihen und Value-Aktien kombinieren, schaffen wir ein Portfolio, das sowohl Kapitalschutz als auch überzeugende Ertragschancen bietet. Diese Strategie zahlt sich gerade in Marktphasen wie der aktuellen aus, in der Diversifikation über traditionelle Korrelationsmuster hinausgehen muss.

Während sich viele Anleger auf die Extreme zwischen maximalem Risiko und absoluter Sicherheit konzentrieren, liegt der wahre Mehrwert in der intelligenten Kombination defensiver Anlagen, die einzeln betrachtet moderate Risiken aufweisen, gemeinsam jedoch ein robustes und ertragreiches Portfolio bilden. Die Kunst liegt darin, antizyklisch zu handeln: In Phasen der Unsicherheit opportunistisch zu investieren, ohne die fundamentale Ausrichtung auf Kapitalerhalt zu vernachlässigen. Dieser Ansatz erfordert Disziplin, Geduld und die Bereitschaft, auch gegen kurzfristige Markttrends zu positionieren – Eigenschaften, die sich langfristig in überdurchschnittlichen risikoadjustierten Renditen niederschlagen.

Unser Ausblick

Die deutschen Premiumhersteller erlebten im zweiten Quartal 2025 einen beispiellosen Gewinneinbruch. Mercedes-Benz meldete einen Nettogewinnrückgang von 69 Prozent auf nur noch 957 Millionen Euro bei einem Umsatzrückgang von zehn Prozent auf 33,2 Milliarden Euro. Das operative EBIT brach um 68 Prozent auf 1,27 Milliarden Euro ein. Volkswagen verzeichnete einen operativen Gewinnrückgang von 29 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro und senkte seine Jahresprognose für 2025 auf eine operative Marge von nur noch vier bis fünf Prozent statt der zuvor erwarteten 5,5 bis 6,5 Prozent.

Die Gründe für diese dramatischen Entwicklungen sind vielschichtig: Hohe Investitionen in die Elektromobilität, schwache Nachfrage aus China, gestiegene Produktionskosten und die Belastung durch US-Zölle drücken massiv auf die Profitabilität. Besonders betroffen sind die nicht im Ausland produzierenden Marken Audi und Porsche. Die Umstellung auf Elektromobilität erweist sich als kostspieliger denn je, während gleichzeitig der Preisdruck im Heimatmarkt und die schwache E-Auto-Nachfrage die Margen belasten.

Das am 30. Juli vereinbarte Handelsabkommen zwischen den USA und Südkorea dient als wichtiger Präzedenzfall für weitere Verhandlungen. Südkorea sicherte sich einen 15-prozentigen Zollsatz (statt der angedrohten 25 Prozent) im Austausch gegen massive Investitionszusagen: 350 Milliarden Dollar für US-Investitionen, 100 Milliarden Dollar für Energieprodukte und weitere „große Summen“ für eigene Investitionszwecke. Präsident Trump betonte, dass die USA die Kontrolle über 90 Prozent der Gewinne aus dem koreanischen Investmentfonds behalten werden. Das Abkommen zeigt das Muster auf, das auch andere Handelspartner erwarten können: erhebliche wirtschaftliche Zugeständnisse im Austausch für moderate Zollsenkungen.

Die Ölmärkte wiederum navigierten im August zwischen gegensätzlichen Kräften. Einerseits belastete das nahende Ende der US-Fahrsaison mit dem Labor Day die Nachfrageerwartungen, andererseits sorgten ukrainische Angriffe auf russische Ölexportterminals für Versorgungsängste. Brent-Rohöl bewegte sich um 68 Dollar pro Barrel und konnte trotz Tagesschwankungen ein Wochenplus verzeichnen. Die Commonwealth Bank of Australia prognostiziert einen Rückgang der Brent-Preise auf 63 Dollar im vierten Quartal 2025, da die OPEC+-Staaten ihre freiwilligen Produktionskürzungen auslaufen lassen und das globale Angebot erhöhen.

Die Märkte stehen vor einem richtungsweisenden Herbst: Strukturelle Herausforderungen in etablierten Industriezweigen, anhaltende Handelsdifferenzen sowie die verstärkte Suche nach alternativen Wachstumsmärkten außerhalb des bereits stark bewerteten Technologiesektors werden die Anlagestrategien der nächsten Monate maßgeblich beeinflussen. In diesem Umfeld ist für Investoren eine breit diversifizierte und langfristig ausgerichtete Strategie angesichts erhöhter Marktvolatilität und geopolitischer Unsicherheiten weiterhin unverzichtbar.

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